Ja, denn auch das Wasser verwandelt sich im Winter: Anstelle dessommerlichen Rauschens des Baches im Talboden tritt ein langsames und träges Schwappen, während eine irreale Stille das Brausen der Wasserfälle ersetzt. Die kleineren Ströme trocknen aus oder frieren ganz ein, die größeren „schlafen“ nie, da die schnelle Strömung das Wasser nicht in Eis verwandeln lässt.
Ähnlich ergeht es den Seen: Im Hochgebirge werden sie zu stummen, dicken Oberflächen, während sie im Tal weiter flüssig sind und manchmal sogar gurgeln. Der Schnee, der nicht nur dem Winter seine weiße Färbung verleiht, ist auch an der Entstehung von Wintergeräuschen beteiligt: Leicht ist das dumpfe Geräusch, wenn er von den Zweigen im Wald abfällt, von dramatischer Gewalt das Gedonner, wenn die Berghänge sich entblößen und eine Lawine abrutscht.
Das vielleicht lieblichste Geräusch des Winters in den Dolomiten ist jedoch das rhythmische Knirschen unserer Schritte, die im Schnee einbrechen, unterbrochen vom langsamen Schnaufen auf einem Morgenspaziergang im Hochgebirge. Alles andere ist Stille.